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Lehrstuhlprojekt: Lukas Wiafe

Strategische Praktiken: Eine empirische Untersuchung in einem Technologieunternehmen

In der Dissertation wurde die Entstehung und Entwicklung strategischer Praktiken im Alltag eines Technologieunternehmens empirisch untersucht. Dazu wurden sechs Alltagssequenzen, in denen sich das Unternehmen mit Problemsituationen aus der Produktgestaltung, der Zuliefererbeziehung sowie dem Geschäftsfeld konfrontiert sah, mithilfe einer qualitativen Einzelfallstudie, exploriert. Die Untersuchung macht drei theoretische Beiträge: Erstens wird mit dem in dieser Arbeit entwickelten Praxisfilter-Modell gezeigt, wie strategische Praktiken entstehen ohne das es dafür eines ex ante festgelegten Bündels von Aktivitäten oder Praktiken bedarf. Zweitens wird durch die Rekonstruktion von Entwicklungsverläufen ein Beitrag zur Stabilität und zum Wandel strategischer Praktiken geliefert. Die Arbeit zeigt drittens auf, dass der Strategiebegriff nicht nur als ein Muster von Entscheidungen und Handlungen, sondern als ein Muster von Praktiken zu konzipieren ist.

Für die Managementpraxis sind Strategien vor allem in einer problematischen, kompetitiven und dynamischen Umwelt erforderlich. Entsprechend lassen sich aus diesem Forschungsprojekt drei Handlungsimplikationen ableiten: Zunächst wird empfohlen in Problemsituationen nicht auf die handelnden Akteure, sondern auf die von ihnen vollzogenen Praktiken abzustellen. Ferner kann der entwickelte Praxisfilter in konfliktären Situationen als ein rhetorisches Tool eingesetzt werden, um Interdependenzen zwischen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Reflexion zu bringen. Zuletzt zeichnet sich der Praxisfilter durch seine Kontextgebundenheit aus, sodass unintendierte Nebeneffekte bei der Entwicklung zukünftiger Handlungsoptionen nicht außer Acht gelassen werden.