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Experimente/Labor

Ökonomische Experimente und das Labor

Seit Galileo Galilei (1564-1642) ist in der Welt der Wissenschaften der „Königsweg zur Erkenntnis“ das Experiment. Das Wort Experiment leitet sich aus dem lateinischen experimentum ab und bedeutet so viel wie Probe, Beweismittel oder Versuch. Experimente sind heutzutage ein elementarer Teil nahezu aller Wissenschaften, besonders verbreitet jedoch in den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie in der Psychologie und Soziologie. Im Allgemeinen sind Experimente bedacht angelegte und unter kontrollierten Bedingungen stattfindende Untersuchungen, mit dem Ziel der systematischen Gewinnung von Informationen zur Beantwortung von spezifischen Hypothesen. Grundcharakteristika des Experiments ist ein Versuchsaufbau der sich replizieren lässt. Nur so können gewonnene Ergebnisse überprüft und gegebenenfalls durch neue Erkenntnisse ersetzt werden.

Ökonomische Experimente beschäftigen sich primär mit den psychologischen Grundlagen individuellen Handelns in ökonomisch relevanten Entscheidungssituationen. Bei der Gestaltung der Experimente wird oft ein hohes Maß an Abstraktion angewendet und sehr oft fungieren Modelle der Entscheidungstheorie oder Spieltheorie als Grundlage.

Die experimentelle Ökonomie ist somit ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften, welches sich mit der experimentellen Bewertung ökonomischer Theorien beschäftigt. Bekannte Forscher und gleichzeitig Pioniere in diesem Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften sind Vernon L. Smith und Daniel Kahneman aus den USA, die 2002 für ihre Arbeiten den Nobelpreis erhielten. In Deutschland gehören Reinhard Selten (Nobelpreisträger 1994) und Reinhard Tietz dazu, welche etwa zeitgleich wie die amerikanischen Forscher ähnliche Ergebnisse berichteten.

Üblicherweise werden ökonomische Experimenten unter standardisierten Bedingungen im Computerlaboren durchgeführt, in denen die Teilnehmer unter kontrollierten äußeren Bedingungen am Computer Entscheidungen zu treffen haben. Beispiele für den Untersuchungsgegenstand solcher ökonomischer Experimente sind die Überprüfung der Theorie des vollkommenen Marktes, der Theorie öffentlicher Güter, der Gestaltung von Auktionen, etc.

Das Labor an der Viadrina gibt es bereits seit dem Jahr 2002 und ist damit einer der Vorreiter der experimentellen Ökonomie in Deutschland. Es ist für 16 Teilnehmer ausgelegt die gleichzeitig miteinander interagieren können. Jeder Teilnehmerplatz ist mit einem Computer ausgestattet und die einzelnen Plätze sind durch Trennwände voneinander abgegrenzt. um die Anonymität der Entscheidungen zu gewährleisten. Die Programme laufen zentral über einen Server der das Verhalten anonymisiert abspeichert.

Experimentelle Forschungen am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre beschäftigten sich insbesondere mit sozialen Präferenzen, Signalen und Verhandlungen. Aktuelle Forschungsprojekte gibt es zu Klimaverhandlungen, Verantwortung durch Macht und Regeln der Fairness. Weitere Informationen über die im Labor gewonnenen Forschungsergebnisse können der Liste an ausgewählten Publikationen entnommen werden. Mit weiteren Fragen können Sie sich gerne jederzeit an uns wenden.