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Streitgespräch Urania e.V.

„Das vorrangige Ziel der Europäischen Zentralbank sei es, die Inflationsrate in Europa unterhalb von 2 Prozent zu stabilisieren“ erläutert Prof. Dr. Stadtmann zu Beginn des Vortrages für den Urania e.V. Frankfurt (Oder). Etwa 50 interessierte Frankfurter Bürger folgten der Einladung zum „Streitgespräch“: Wie stabil ist die Europäische Währungsunion und der Euro – Welche Funktion hat die EZB am 2. März in die Europa-Universität.

Am Beispiel dieser Zielsetzung wurde veranschaulicht, welche negativen wirtschaftlichen Folgen sowohl von einer höheren Inflationsrate als auch vom umgekehrten Fall - der deflationären Preisniveauentwicklung - ausgehen können. Das schmale Band der Geldwertstabilität konnte die EZB seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung verteidigen. Wird die Preisentwicklung der Deutschen Mark als Vergleichsmaßstab herangezogen, bekämpft die europäische Zentralbank die Geldentwertung sogar erfolgreicher als es die Bundesbank zu ihrer Zeit vermochte.

Diese Feststellung provozierte Fragen aus dem Publikum, weil die Kosten des täglichen Bedarfs augenscheinlich stiegen. Kontrovers wurde diskutiert, ob die offiziell gemessene Inflationsrate auch der vom Bürger gefühlten Inflation entspräche und worauf sich Verzerrungen in der Wahrnehmung zurückführen ließen.

„Eine Inflationsrate von 2 Prozent bedeutet nicht, dass die Preise gleichmäßig in den EWU-Ländern gestiegen sind, sondern sie bringt nur den durchschnittlichen Preisanstieg der Güter und Dienstleistungen zum Ausdruck. Teuerungsraten oberhalb des schmalen Bands sind vielerorts zu beobachten, wie beispielsweise in Griechenland oder in Irland“, differenzierte Stadtmann in Bezug auf das primäre Ziel der europäischen Geldpolitik.

In dieser heterogenen Entwicklung kann durchaus eine Ursache für das monetäre Ungleichgewicht Griechenlands gesehen werden. Die Lohn-Preisspirale beginnt sich zu drehen, wenn die Arbeitnehmer Lohnzuwächse durchsetzen, um den inflationsbedingten Verlust der Kaufkraft auszugleichen. Wenn das Ventil des flexiblen Wechselkurses zwischen den Volkswirtschaften fehlt, führen die höheren Lohnabschlüsse schließlich zum Anstieg des griechischen Preisniveaus. Aus Sicht der internationalen Handelspartner steigt der Preis des griechischen Weins und die Exporte gehen zurück.

Die anschließende Diskussion dominierten Fragen zum politischen und ökonomischen Handeln der verschieden Akteure in der europäischen Geldpolitik. Stadtmann verwies dabei auf die unterschiedlichen Ansichten der europäischen Partner, die Geldpolitik auch als Mittel der Wirtschaftsförderung zu verstehen.  Den Rücktritt des Bundesbankpräsidenten Weber kommentierte er damit, dass „ man offenkundig bei der Analyse der Geldpolitik auch immer die politischen Größen mit ins Kalkül ziehen muss. Anders könne er den plötzlichen Rückzug  Webers nicht deuten, kurz vor seiner Nominierung zum Präsidenten der EZB.“

„Insgesamt ein gelungener Abend und eine lebhafte Diskussion“ resümierte der Vereinsvorsitzende Friedemann die Veranstaltung und plant weitere Streitgespräche unter Professorenbeteiligung an der Alma Mater Viadrina.